Soft Skills in der Bibel (Lk 11, 9f)
Und ich sage euch auch:
Bittet, so wird euch gegeben;
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan.
Denn wer da bittet, der empfängt;
und wer da sucht, der findet;
und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
In der Bibel geht es um die Kommunikation zwischen Menschen und Gott. Dabei werden natürlich auch Verhaltens-Möglichkeiten oder Verhaltens-Fähigkeiten angesprochen und gefördert. Solche Verhaltens-Fähigkeiten, die die Sozialwissenschaften heute "Soft Skills" im Gegensatz zu den "Hard Skills" (z.B. Berufsabschlüsse, Examinas ...) nennen, finden sich zunächst völlig unabhängig von Religion und Glaube z.B. in Lk 11,8f. Sie sind fast 2000 Jahre alt und damit vielleicht die ältesten schriftlich fixierten "Soft Skills" der Welt! Für mich sind sie ein schönes Beispiel dafür, wie konstruktiv das Menschenbild der Bibel ist.
In meiner Predigt zu Rogate 2017 habe ich auf die klassischen "Soft Skills" in Lk 11 Bezug genommen. Im Folgenden findet sich der erste Teil meiner Predigt:
"Ein Thema der Sozialwissenschaften!
Große Teile unseres heutigen Predigttextes könnten in einem Lehrbuch der Sozialwissenschaften stehen. Man würde sie dort unter dem Stichwort „Skills“, „Soft Skills“ finden. Das englische Wort „Skills“ heißt übersetzt „Fertigkeiten“ oder „Fähigkeiten“. Gemeint sind Fähigkeiten, die im Umgang mit Situationen
des Lebens wichtig sind.
Zu solchen grundlegenden Soft Skills der Soziologen gehören das Bitten, das Suchen, das Anklopfen,
sprich das Sich-Rühren. Ein erwachsener Mensch sollte in der Lage sein
- zu bitten, wenn er Hilfe braucht.
- nach Lösungen zu suchen, wenn er merkt, dass es so nicht weitergeht.
- bei anderen anzuklopfen, auf andere Leute zuzugehen, wenn er etwas ganz Bestimmtes dringend
braucht.
Und ich sage euch auch:
Bittet, so wird euch gegeben;
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan.
Denn wer da bittet, der empfängt;
und wer da sucht, der findet;
und wer da
anklopft, dem wird aufgetan.
(Lk 11,8f)
Auch rein sozialwissenschaftlich betrachtet ist es natürlich nicht so,
- dass jeder, der bittet, das empfängt, was er will,
- dass jeder, der sucht, findet, was er konkret sucht,
- dass jedem, der anklopft. aufgetan wird.
Aber ziemlich sicher ist:
- Wer überhaupt nicht bittet, der braucht sich auch nicht wundern, wenn ihm nichts gegeben wird.
- Und ziemlich sicher ist, dass der, der überhaupt nicht sucht, mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht fündig wird.
- Und wir können davon ausgehen, dass der, der nicht anklopft, vor verschlossenen Türen stehen bleibt.
Zur Persönlichkeit eines reifen Menschen, eines wirklich erwachsener Menschen gehört es, dass er bitten, suchen und anklopfen kann. Ein Mensch, der das nicht kann, hat Defizite, dem fehlen grundlegende Skills, und der wird in vielen Lebenssituation nicht oder zumindest schlecht(er) zurechtkommen.
Eingestellt: 170521
Aktualisiert: 180629
© Dr. W. Kornder