Das Zwiegespräch - oder: Die Wahrheit beginnt zu zweit

 

Die Zwiegespräche gehen auf den Psychoanalytiker Michael Lukas Moeller (1937 – 2002) zurück. Moeller hatte von 1983 an den Lehrstuhl für Medizinische Psychologie an der Uni Frankfurt inne. Sehr bekannt war er für seine Förderung der Selbsthilfegruppen und als Paartherapeut. Sein wichtigstes Buch zu den Zwiegesprächen lautet. „Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch.“ (rororo Sachbuch, 2002 in der 18. Auflage, ISBN 3-499-60379-9; alle Seitenangaben beziehen sich auf diese Ausgabe.)

 

In Kürze lässt sich zusammenfassen:

Ausgangspunkt für Moeller, sind die vielen Paare, die in einer Beziehung resignieren, „beziehungslos in ihrer Beziehung leben“ (Moeller S. 34), oder sich scheiden lassen bzw. eine langjährige Partnerschaft wieder auflösen. Ihre Sprachlosigkeit, die Kommunikationskluft (communication gap), das Zuweisen von Schuld, führen zum „Sterben“ ihrer Beziehung. (Moeller S. 13)

 

Was ist ein Zwiegespräch?

Ein Gespräch in der Regel zwischen Partner, Eheleuten, das nach bestimmten Regeln in einem festgelegten Rahmen, in einer „Grundordnung“ geführt wird.

 

Grundordnung, Regel und Rahmen (Moeller 121ff)

- Das Gespräch findet einmal (ggf. zweimal) die Woche statt. Ein Termin und ein Ausweichtermin wird fest ausgemacht. Regelmäßigkeit ist wichtig, da sonst der „rote Faden“ reißt.

- Es dauert immer eineinhalb Stunden. Nicht weniger, nicht mehr, egal ob noch viel zu reden wäre oder die ganze Zeit geschwiegen wird.

- Es dürfen keine Fragen gestellt werden. Fragen lenken in eine Richtung, führen oftmals vom Wesentlichen weg. Jeder redet von dem, was ihn bewegt, ohne gefragt zu sein.

- Keinerlei „Kolonialisierungen“! D.h. ein Reden oder Verhalten, das mit dem Anderen etwas machen will. Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Be- und Verurteilungen des Gegenübers sind nicht zugelassen. Es werden keine Ratschläge gegeben.

 

Worüber geht es im Zwiegespräch?

Ich rede über mich und wie es mir mit dem/der Anderen geht.

Es geht darum, Wesentliches zu reden. Kein oberflächliches Gerede, keine formale Konversation, kein Klatsch, Tratsch, ..

Wesentlich ist das, was mich betrifft, was mich in meinen Gefühlen, in meinen Vorstellungen und meinem Erleben beschäftigt. Ich zeichne sozusagen ein Bild von mir. Je offener und schonungsloser, desto besser.

   Auf Grund der so zerstörerischen Kommunikationkluft bleibt vieles unausgesprochen, was aber im Unbewussten irgendwo weiter wirkt. Vieles wird tabuisiert und entzieht sich damit der Verarbeitung.

Dem gilt es gegenzusteuern. Das Grundrezept lautet: Das Unbefriedigende, die Ängste, die Scham ... anzuschauen, auszusprechen, zu teilen, dem Gegenüber meinen wahren Zustand zu zeigen. „Zwiegespräche dienen dem Austausch von Selbstportraits.“ (Moeller S. 28)

   Mein Gegenüber hat so die Chance, mich immer besser kennen zulernen. Durch sein Empfinden, seine Wahrnehmungen bekomme ich Impulse zurück, die mir helfen, mich klarer zu sehen, mich weiter zu entwickeln. Es kommt zur einer „Evolution“ des/der Einzelnen und der Beziehung, die alleine nicht möglich ist. Das was mich in Wahrheit ausmacht, kommt zum Vorschein. Kurzum: Die Wahrheit beginnt zu zweit.

 

 Wie und wo kann ich Zwiegespräche lernen?

 - Zunächst kann man die für die Allgemeinheit geschriebenen Bücher von Prof. Moeller lesen. Sie sind leicht lesbar und erfordern keine spezielle psychologische Vorbildungen. Unabhängig von den Zwiegesprächen enthalten sie eine Fülle von Einsichten und Impulsen, die bereichernd sein können.

- Dann gibt es Audioaufzeichnungen als CD´s oder mp3-Dateien mit Vorträgen von Prof. Moeller (z.B. Auditorium-Verlag Schwarzach, www.auditorium,-netzwerk.de, audionetz@aol.com)

- Nach dem Tod von Michael Lukas Moeller führte seine Frau, Celia Maria Fatia die Kursarbeit fort. Sie bietet in dem Institut für Paartherapie (IfP) e.V. (http://www.paarinstitut.de/index.php?id=159 ) Vorträge und Seminare an.

 

 

Unsere Erfahrungen

 

Von 2002 – 2004 pflegen wir die Zwiegespräche, auf die wir von einen befreundeten Psychoanalytiker aufmerksam gemacht worden waren. Dazu waren wir bei einem Wochenendkurs bei Felia Maria Fatia.

Meine Frau Irene und ich - wir sind inzwischen 33 Jahre verheiratet - waren und sind der Meinung, dass diese Zeit der wöchentlich geführten Zwiegespräche unsere Kommunikation und damit unsere Beziehung eindeutig weiter geführt und bereichert hat.

 

Aktualisiert 150201