Ein klassischer Mittelwald in meiner Nachbargemeinde in Weigenhem
Ein klassischer Mittelwald in meiner Nachbargemeinde in Weigenhem

Mittelwälder -

Biodiversität in Hülle und Fülle 

 

Gerade bei uns in Franken finden sich noch relativ viele Mittelwälder, obwohl auch hier die meisten inzwischen in Hochwälder umgewandelt sind. Beim Mittelwald handelt sich wie beim Niederwald um eine historische Wirtschaftsform. Dabei bleiben einzelne Bäume stehen, während die Hauptfläche in relativ kurzen Umtriebszeiten (20-30 Jahre) parzellenweise komplett geschlagen wird. Die Stöcke treiben dann wieder aus.

 

Mittelwälder sind in Gemeinbesitz. Einzelne Mitglieder sind die "Rechtler", denen je nach historischer Überlieferung ein bestimmter Holzertrag zusteht. Die Rechtler messen nach alten Maßen auch die Parzellen aus, so dass in der jeweiligen Umtriebszeit der gesamte Mittelwald je einmal eingeschlagen wird. 

 

Die ursprüngliche Baumart ist die Eiche, die wegen ihrer Gerberlohe in der Rinde zum Gerben und als Brennholz verwendet wurde. Mittelwälder waren wegen der Eichelmast auch Weidegebiet für Hausschweine. Klassische Mittelwälder sind bis heute auch ein begehrtes Einstandsgebiet für Rehe und anderes Schalenwild. Wenn der Wildverbiss zu hoch ist, verschwindet die Eiche zunehmend. Pappeln oder andere weniger verbissempfindliche Weichholzarten treten dann an ihre Stelle. 

 

Mittelwälder sind heute nicht mehr wirtschaftlich. Die historische Bewirtschaftungsform wird deshalb vom Staat bezuschusst. Trotzdem wird es immer schwieriger, solche Waldformen zu erhalten, da sich immer weniger "Rechtler" finden, die diese manuelle Arbeit noch leisten wollen und können. 

 

Rein unter Naturschutzgesichtspunkten sind unsere Mittelwälder Juwelen der Biodiversität. Gerade im Anfangsstadium finden sich dort viele licht- und wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten. Die alten Eichen tragen ihrerseits zur Artenvielfalt, vor allem der Insekten, bei. 

 

Drei Filme unten zeigen ungleichaltrige (ein-, zwei- und drei-vier-jährige), nebeneinander liegende Parzellen der Gemeinde Rüdisbronn, die in meinem Jagdrevier liegen. Der vierte Film ist Anfang April 2018 aus der Vogelperspektive gedreht.

Diese nicht ganz einfach zu bejagenden Mittelwaldteile zeigen bei mir den höchsten Verbiss im Revier. Doch ungeachtet dessen kommt die Eiche ohne Schutzmaßnahmen immer noch recht gut! 

 

Eingestellt: 170930

Bearbeitet: 180402

© Dr. W. Kornder