Wenn Glaube schwindet

Nur an Weihnachten sind die Kirchen voll 

Leitartikel der Nürnberger Nachrichten am 23. Dez. 2017 von Chefredakteur Alexander Jungkunz

 

 

Jungkunz zeichnet ein Bild vom schwindenden Christentum. Er beruft sich dabei auf eine Studie des Allensbacher Instituts ("Der lange Abschied vom Christentum"). Christliche Kern-Elemente fänden dabei immer weniger Zustimmung, eine "vage Spiritualität" verbreite sich statt dessen. Daneben bezieht er NN-Leser mit ein, die meinten: "Am besten wäre eine (dann friedlichere) Welt ohne Religion." 

 

Unter der Überschrift "Zu viele Religionskriege" folgen nach einem Hinweis auf den 30-jährigen Krieg Beispiele aus dem Ersten Weltkrieg, wo Pfarrer noch 1917 Durchhalteparolen gepredigt hätten. Erst durch "das Versagen weiter Teile der Kirchen während des Nationalsozialismus" sei Kirche  nach 1945 sensibler geworden, "inzwischen so sehr, dass die Wortmeldungen führender Vertreter manche nerven". Danach bezieht er sich auf Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm. 

 

Im letzten Absatz, "Blutiges Ringen", beurteilt er Friedensbemühungen der letztgenannten Bischöfe und deren  "(nicht mehr ganz so großen) Kirchen hierzulande" als nicht repräsentativ und kommt zu dem Ergebnis: "Da muss die Verweltlichung, die Deutschland erlebt, nicht von Schaden sein." Mit einem Zitat von Bonhoeffer, nach dem sich Kirche den Schwachen und Opfern verpflichtet zu fühlen hätte, und einem Stimmungsmix zu Weihnachten schließt er ab.

 

Dazu mein Leserbrief, dessen ersten Teil am 30 Dez. 2017 in den NN abgedruckt wurde: 

 

Wenn Objektivität schwindet

 

Ein bemerkenswerter Leitartikel von Alexander Jungkunz , in dem er sich auf eine Studie aus dem Jahre 2012 stützt und dabei nach guter journalistischer Manier nur das ihm Genehme verwertet und das Andere weglässt. Und dann natürlich das schlagende Argument der Religionskriege, als ob es neben den Religionskriegen nicht eine Flut von anderen Kriegen gegeben hätte und gäbe, z.B. die von Jungkunz selbst angesprochenen Weltkriege auf europäischen Boden inmitten aufgeklärter Völker! Das sollte nachdenklich stimmen. Statt dessen der Hinweis auf NN-Leser, die Religionen zugunsten einer „(dann friedlicheren) Welt“ abzuschaffen. Rührend – aber umständlich. Warum schaffen wir nicht einfach den Krieg ab? Da fällt mir nur Bonnhoeffer zu 1933 ein: „Man ist unglaublich naiv hierzulande.“

 

(Ab hier nicht mehr veröffentlicht)

Dann Stimmungsmache mit den national gesinnten Pfarren 1917, weil sie genauso dachten wie viele Presseleute oder Intellektuelle ihrer Zeit! Und dazu zwei derzeit amtierende Bischöfe, die kritischer sind als so mancher selbsternannte Zensor oder Leitartikler - und deshalb „nerven“! Und zum Abschluss das mahnende Wort eines aufrechten „Kirchen“-Mannes (!!!) aus der NS-Zeit, – also aus der Ecke, die man ja am besten abschaffen sollte. Ich denke Bonhoeffer würde in Anlehnung an sein Führer-Verführerzitat antworten: Leitartikler sollten aufpassen, dass sie nicht mit ihren naiven und subjektiven Wahrheiten allzu sehr in die Irre leiten!

 

Dr. theol. Wolfgang Kornder

Ulsenheim 25.12.217

 

Eingestellt: 180101

© Dr. W. Kornder