Rundbrief-5, 29.03.2015
Irene und Dr. Wolfgang Kornder
Lehrer der Kontemplationslinie
„Wohnraum des Göttlichen“
Ulsenheim 23
91478 Markt Nordheim
09842/8870
Liebe Weggefährten und Weggefährtinnen,
es wird euch nicht anders gehen wie mir: Der Flugzeugabsturz in den französischen Alpen, verursacht durch einen kranken Menschen, überschattet diese Tage. Es sind Tage der Trauer, des Unverständnisses, des Leidens, es sind Tage der Passion. Passionszeit! (Passion kommt aus dem Lateinischen und heißt „Leiden“.)
Trotz aller schlimmen Ereignisse ist aber „Leiden“ nicht alles. Da gibt es eine andere Seite, eine andere Ebene. In unserer christlichen Tradition steht hinter dem Kreuz die Auferstehung, sozusagen dem Leid zum Trotz.
Nun kenne ich allerdings niemanden, der genau sagen kann, was denn „Auferstehung“ sei. Allerdings kenne ich auch niemanden, der sagen kann, was „Erleuchtung“ sei oder die „All-Einheit“, in der alle Gegensätze aufgehoben sind und sich das Reden von Leid, Kreuz, Auferstehung … in stoischer Gelassenheit erübrigt. Da kommen wir in den Bereich des nicht mehr Aussprechbaren.
Man mag über dieses nicht mehr Aussprechbare philosophieren, wie man will. Was im alltäglichen Leben bleibt sind Erfahrungen dieser Ebenen:
· Ich erfahre Leid und es trifft mich.
· Und ich erfahre Schönes, Faszinierendes und es bestärkt mich, tut mir gut.
In diesem Auf-und-Ab, in diesem Hin.-und-Her vollzieht sich mein Leben, vollzieht sich vermutlich alles menschliche Leben.
Und das spiegelt sich ja auch in unserem Kirchenjahr wieder, wo der Palmsonntag mit seinem triumphalen Einzug in Jerusalem vom Leid am Karfreitag abgelöst wird, an dem alles zu Ende zu sein scheint. Aber der Karfreitag ist nicht die letzte Ebene.
Lasst mich das mit dem aktuellen Beispiel ausdrücken: Der tragische „Absturz“ ist nicht das Ende. Der Absturz mit seiner Sinnlosigkeit mobilisiert eine tragende Gemeinschaft in unserer Gesellschaft, wie unser sichtlich betroffener Bundespräsident Joachim Gauk formulierte. Da wächst etwas mitten im Leid.
Das Leid ist nicht zu übersehen, ob wir wollen oder nicht. Die Gegenbewegung dazu übersehen wir leider oftmals. Selbst die Jünger Jesu zweifelten ja zunächst an der Auferstehung, von der die Frauen berichteten.
An dieser Stelle kommt für mich die Kontemplation ins Spiel: Kontemplativ leben heißt, offen zu sein für das (zunächst) Unsichtbare , offen zu sein für das (scheinbar) Unmögliche, offen zu sein für das , was jenseits von Wissen und Objektivem steht. Wir üben im Sitzen und schärfen dabei das Gespür für das, was unsichtbar doch auch da ist, jenseits von dem, was uns zusetzt und runter zieht, was uns abstürzen lässt. Wir schärfen das Gespür für das Unaussprechliche, für das , was uns aber letztlich trägt, aufbaut, was uns „auferstehen“ lässt, - immer wieder.
In diesem Sinne
Blick nach innen,
Blick nach vorne ,
auf christlich: „Gesegnetes Ostern!“
Das wünschen Euch
Irene und Wolfgang
© Dr. W. Kornder