Über 80 Interessierte waren gekommen!
Über 80 Interessierte waren gekommen!

Exkursion in Dutzenthal zum Thema „Waldumbau mit Naturverjüngung“

+ Vorstellung von hunting4future

 

Bei strahlendem Sonnenschein konnte die  von der FBG Neustadt/Aisch – Uffenheim organisierte Exkursion in Dutzenthal am 11. März 2022 ablaufen. Von der FBG - Neustadt/Aisch-Uffenheim waren der Vorsitzende Christian Göttfert und Förster Maximilian Landgraf, der die Veranstaltung auch organisiert hatte, gekommen, vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) war der Jagd- und Waldreferent Dr. Ralf Straußberger, von der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern (ANW) der Geschäftsführer Uwe Reißenweber und vom ÖJV Bayern der Landesvorsitzende und Revierbetreuer Dr. Wolfgang Kornder dabei. Trotz der 2G-Bestimmungen und Maske hatten sich über 90 Teilnehmer:innen, darunter auch viele junge Menschen, Zeit für diesen Waldbegang genommen.

 

Nach einer kurzen Begrüßung durch Maximilian Landgraf, der angesichts der Zustände im Lkr. NEA die Dringlichkeit des Waldumbaus mit Naturverjüngung betonte, beschrieb der 1. Vorsitzende der FBG, Christian Göttfert, die derzeit schwierige Situation der Waldbauern, deren Arbeit oft nicht gewürdigt werde. Im Anschluss stellte Dr. Wolfgang Kornder kurz die Rahmendaten des Revieres dar, das der Karl-Oskar-Königs-Stiftung gehört, die ganz klar hinter dem Jagdkonzept „Wald vor Wild“ steht.

 

Der Weg zum ersten Exkursionspunkt führte mehrere hundert Meter am Waldrand entlang, wo vielfältige Naturverjüngung, angefangen von der Kirsche, über die Douglasie, Rot- und Hainbuche sowie Birke, Ahorn und besonders Eiche zu sehen war. Am ersten Exkursionspunkt erläuterte Dr. Kornder das Jagdkonzept: Intensive Rehwildbejagung nach dem Grundsatz „Zahl vor Wahl“. Trophäen spielen keine Rolle, nach schwachen/starken Kitze, Schmalrehen, Geißen oder Böcken wird nicht ausgewählt. Da niemand die Sozial- oder Altersstruktur des Rehwildes kenne, macht es auch keinen Sinn, eine solche als Grundlage zu nehmen. „Wir erlegen, was das Jagdgesetz erlaubt, im Jagdjahr 2021/22 auf 100 ha Wald 47 Rehe (Reviergröße 250 ha, 36% Wald). Und der Erfolg gibt uns Recht: Der Wald wächst, dem Rehwild geht es gut.“, so Dr. Kornder. Die am Exkursionspunkt vor 13 Jahren entstandene Kahlfläche steht heute mit einer bunt gemischten Baumartenfülle einschließlich Eiche vital da. 

Maximilian Landgraf stellte die Nachteile von Pflanzungen dar und erläuterte forstfachlich die Vorteile  der Naturverjüngung: Letztere koste nicht nur nichts, sondern habe unverletzte Wurzeln, die sich viel besser verankern. Zudem könne sich Naturverjüngung ohne Zwischenstationen von Anfang an auf den ganz konkreten Standort anpassen.

 

Dann ging es weiter zu einem ca. zwei Hektar großen Käferloch, das 2020 entstanden war. Obwohl es hier wie im gesamten Revier durchaus Verbiss gibt, hat sich schon diverse Naturverjüngung mit Douglasie, Rotbuche, Eiche und anderen Baumarten entwickelt. „Wir glauben, dass diese Schadfläche aufgrund der intensiven Bejagung ohne jede Schutzmaßnahmen oder Pflanzungen in wenigen Jahren wieder, auch mit verbissgefährdeten Baumarten wie der Eiche, bestockt sein wird.“, sind die Mitjäger um Dr. Kornder überzeugt.

Dr. Straußberger erläuterte dort dabei die Haltung des BN, der natürlich voll hinter der Naturverjüngung steht. Wo nötig, weil z.B. Baumarten völlig fehlen, muss natürlich gepflanzt werden, wenn irgend möglich ohne Schutzmaßnahmen. Pflanzungen werden sich in bestimmten Fällen wohl nicht ganz verhindern lassen. Wie auch schon von den anderen Referenten betont, stehen dabei heimische Baumarten im Vordergrund. Das massive Ausbringen neuartiger Baumarten ist mit einem hohen Risiko verbunden. Und warum soll man solche einbringen, wenn standörtlich bewährte Baumarten gleichermaßen tauglich sind? Egal für welche Baumarten: Die Jagd spielt die entscheidende Rolle.

 

Die Abschusshöhe ergibt sich aus dem Forstlichen Gutachten, sprich der Verbisshöhe. Man kann diese nicht pauschal festlegen, da jedes Revier anders ist. Deshalb muss man sich gestützt vom Forstlichen Gutachten, sprich vom  Zustand der Verjüngung, an die Abschusshöhe herantasten. Da zudem nicht jedes Jahr gleiche jagdliche  Rahmenbedingungen vorliegen, hat jeder Revierinhaber einen Spielraum von 40% in „grünen“ Hegeringen bzw. 50% in „roten“, mit zu hohem Verbiss. In manchen Revieren genügen 10 Rehe pro hundert Hektar Waldfläche. In anderen Revieren, wenn z.B. die Wuchskraft des Waldes und der Zuzug Rehen sehr hoch ist, müssen es erheblich, teils vierfach-/fünffach mehr sein wie z.B. in Dutzenthal.

 

Beim letzten Exkursionspunkt mitten im Hochwald fand sich unter dem Schirm des Altbestandes üppige Naturverjüngung, schwerpunktmäßig Rot- und Hainbuche, immer wieder durchsetzt mit weiterem Edellaubholz, auch der Eiche. Uwe Reißenweber erläuterte hier die Grundpositionen der ANW und seine Erfahrungen als ehemaliger Forstchef der Grafen von Castell. Es gilt Vielfalt und Voranbau zu ermöglichen, die dann bei Entnahme oder dem Zusammenbrechen der alten Bestände bereits in den Startlöchern stehen und schnell die Lücken füllen. Dabei kann man mit Durchforstungen und wo nötig mit Pflanzungen mitsteuern, so dass immer ein mehrstufiger, intakter Wald besteht, der auf Klimaereignisse und Störungen optimal reagieren kann. Eine intensive, durchdachte Jagd  ist die Grundlage für solche Entwicklungen. In größeren Revieren sind dabei Bewegungsjagden unerlässlich. Bei diesen wird zweimal jährlich das gesamte Gebiet beunruhigt und möglichst viel Rehwild erlegt. Auch wenn dazu besonders an Brennpunkten noch die Einzeljagd kommt, hat das Wild in dieser Kombination die größtmögliche Ruhe.

Wie Dr. Kornder bereits vorher erläuterte, muss für jedes Revier die Bejagungsart individuell gefunden werden. In Dutzenthal und seinen anderen Revieren (Waldgenossenschaft Baudenbach und JG Wernsbach bei Ansbach) hat die Einzeljagd den absoluten Vorrang. Letztlich tätigen drei bis vier Jäger den gesamten Abschuss.

 

Zum Abschluss der Exkursion verwies Dr. Kornder noch auf hunting4future  eine Initiative, die vom ÖJV, dem BN und der ANW gegründet wurde und inzwischen von Dutzenden Institutionen und Walbesitzern unterstützt wird. Man kann auch als Einzelperson die Erklärung von hunting4future zeichnen. Dahinter steht der Grundgedanke, dass eine sinnvolle Jagd über das Herstellen von angepassten Wildbeständen „die“ Grundlage des Waldumbaus im Klimawandel ist. Die damit mögliche Naturverjüngung ist die beste Antwort auf den bedrohlich weit fortgeschrittenen Klimawandel. – Dass das möglich ist, hat die Exkursion nach Meinung vieler Teilnehmer eindeutig gezeigt. 

 

Für eine kleine Gruppe Interessierter wurde im Anschluss noch ein kurzer Gang zum Rüdisbronner Mittelwald angehängt. Dieser Teil ist dem Jagdrevier  Dutzenthal angegliedert. Obwohl sich dort der stärkste Verbiss findet, kommt die im Altbestand absolut vorherrschende Eiche flächig ohne Schutzmaßnahmen.

 

 Dr. Wolfgang Kornder /Maximilian Landgraf 

 

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Bericht zur Exkursion in Dutzenthal 220311
Bericht Exkursion Dutzenthal 220311 - fi
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